Über den Künstler
Carlfriedrich Claus war ein hoch sensibler Geist, kein Bereich in Wissenschaft, Literatur, Philosophie und Politik, der ihn nicht interessierte.
Dabei war er als Mensch bescheiden und von großer Güte, der sich über kleine Sachen, ein freundliches Wort freuen konnte und immer wieder gegen Resignation ankämpfte.
Ehrungen waren ihm unbehaglich, große Feiern bedeutungslos. Aber er wünschte sich – zu Recht – die Achtung seiner Person und die vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit seiner Kunst, die er als einen Gesprächsvorschlag an das Publikum verstand.
Kurzbiographie
- 1930 – am 4. August in Annaberg/Erzgebirge geboren
- seit 1951 – experimentelle Texte
- 1958/59 – Destruktion der Sprache, Vibrationstexte, Sprechexerzitien auf Magnettonband
- seit 1961 – doppelseitig bezeichnetes Transparentpapier
- in den 60ern – vorwiegend Sprachblätter und theoretische Texte
- 1959-64 – »Geschichtsphilosophisches Kombinat«
- seit 1968 – Lithographien
- seit 1975 – Radierungen
- 1977 – Grafikmappe »Aurora«
- 1981 – Lautkomposition »Bewußtseinstätigkeit im Schlaf«
- 1986–88 – Grafikmappe »Aggregat K«
- 1993 – »Lautaggregat«, »Aurora-Experimentalraum«
- 1998 – am 22. Mai in Chemnitz gestorben
Stiftungen Carlfriedrich Claus-Archiv Chemnitz
Das Carlfriedrich Claus-Archiv bewahrt 575 Handzeichnungen und 711 Druckgrafiken und Zustandsdrucke des Künstlers sowie Arbeiten von Künstlern, die mit Carlfriedrich Claus befreundet waren – unter ihnen Bernard Schultze, Fritz Winter, Willy Baumeister, Gerhard Altenbourg, Michael Morgner, Klaus Sobolewski, Josef Hiřsal, Ian Hamilton Finlay u.a. Das akustische Werk von Carlfriedrich Claus liegt auf 15 Spulentonbändern und 267 Tonbandkassetten vor. Manuskripte, Tagebücher, Notizbücher, Fotografien und Negative, ein Zeitungsarchiv, persönliche Dokumente und Familiendokumente geben Einblick in die Gedankenwelt und die Biographie des Künstlers. Darüber hinaus enthält der Nachlass mehr als 22 000 Briefe. Carlfriedrich Claus korrespondierte mit international bekannten Persönlichkeiten des Kultur- und Geisteslebens: Künstlern wie Raoul Hausmann, Fritz Winter, Hans Arp, Literaten wie Christa Wolf und Erich Ahrend, dem Philosophen Ernst Bloch oder dem Kunsthistoriker Will Grohmann. So reflektiert der Briefwechsel die Theorien und Debatten jener Jahre und widerspiegelt zeitgeschichtliche Hintergründe. Eine wichtige Ergänzung zum Oeuvre des Künstlers stellt seine gesamte Bibliothek mit ca. 10 000 Bänden dar, darunter seltene Widmungsexemplare und Erstausgaben.
von Brigitta Milde
www.kunstsammlungen-chemnitz.de